Wer hätte das gedacht: Leipzig hat sich in den vergangenen Jahren zum Hotspot des sächsischen Segelns entwickelt – dank erfolgreicher Nachwuchsarbeit.
Artikel aus „sportlich · Das Sportmagazin für Leipzig und die Region“ vom 17. Mai 2022 Seite 6ff · Fotos: André Kempner, Text: Andreas Neustadt
Windstärke 4, Temperaturen von etwa fünf Grad Celsius, wolkenverhangener Himmel: Das Wetter an diesem 1. April lässt einen doch ziemlich frösteln. Malte, Meta, Konstantin und Florian aber treibt es ein strahlendes Lächeln ins Gesicht.
Die vier Segler freuen sich auf das Training am Kulkwitzer See. Vor allem der Wind hat es dem talentierten Quartett angetan. Denn Wind bedeutet Geschwindigkeit – und die macht schließlich die Faszination des Segelns aus.
WELTMEISTERLICHE AMBITIONEN
„Beim Segeln vergisst man alles andere um sich herum. Vor allem die großen Wellen sind beeindruckend“, schwärmt Konstantin von seinem Lieblingssport und spricht damit seinen drei Mitstreitern aus dem Herzen und ergänzt schmunzelnd: „Auch Regen ist beim Segeln nicht schlimm, man wird ja sowieso nass.“ Natürlich sei es schöner, wenn es noch ein bisschen wärmer ist und vielleicht sogar die Sonne scheint, aber man kann sich ja etwas wärmer anziehen. Gesagt, getan. Wenig später geht es für die vier talentierten Nachwuchssegler auf das Wasser, nachdem sie von Trainerin Silke Schwarzer die Aufgaben für die aktuelle Trainingseinheit mit auf den Weg bekommen haben.
Malte, Meta, Konstantin und Florian sind aktuell die „Stars“ des Leipziger Segelnachwuchses. Alle vier sind in diesem Jahr bei der Weltmeisterschaft der Open-Skiff-Bootsklasse vom 18. bis 23. Juli in Frankreich dabei. Malte, Meta und Florian schnupperten bereits im vergangenen Jahr in Italien WM-Luft. Für Konstantin ist es die WM-Premiere. Und das Leipziger Quartett geht durchaus selbstbewusst in die letzten Monate vor der Weltmeisterschaft.
Der 12-jährige Florian, der erstmals in der U15-Klasse an den Start geht, peilt als Deutscher Meister unter anderem einen Platz unter den besten 50 an – ebenso wie Meta. Wie sehr sich die Leipziger Nachwuchssegler-Fraktion vor allem in der Open-Skiff-Bootsklasse entwickelt hat, zeigt die Tatsache, dass sie fast die Hälfte des insgesamt zehnköpfigen deutschen WM-Teams stellt. Längst wird man in ganz Deutschland auch als Segelregion wahr- und ernstgenommen.
INNOVATION ALS ERFOLGSGEHEIMNIS
Die weltmeisterlichen Ambitionen der Leipziger Talente sind kein Zufall, sie sind ein Zeichen für die erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Gemeinsamkeit und Innovation sind dabei die Erfolgsgeheimnisse. Denn vor einigen Jahren haben sich die SG LVB Leipzig e.V., der Seglerverein Leipzig e.V. und die 1. SG Kulkwitzer See e.V. zusammengetan, um Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren gemeinsam von der Faszination „Segeln“ zu überzeugen. Entstanden ist ein Mitteldeutsches Leistungszentrum.
Aktuell haben sich fast 30 Jungen und Mädchen von dieser Faszination anstecken lassen, Tendenz steigend. „Die Kräfte zu bündeln war die richtige Entscheidung. Gemeinsam können wir gute Arbeit leisten und den Kindern und Jugendlichen ein tolles Angebot machen – über alle Vereinsgrenzen hinaus. Das wäre nicht möglich, wenn jeder Verein sein eigenes Ding machen würde“, freut sich Silke Schwarzer von der SG LVB, während sie vom Ufer aus zufrieden beobachtet, wie ihre jungen Schützlinge auf dem Wasser die verabredeten Trainings-Manöver absolvieren. Ihr Sohn Jannick, der mit seinen gerade einmal 17 Jahren bereits in die Trainer-Fußstapfen der Mutter getreten ist, hat eine richtige Aufbruchstimmung ausgemacht, auch durch die Bootsklasse Open Skiff. Die sogenannte Einhandjolle ist ideal für Jugendliche und laut Jannick Schwarzer „die Bootsklasse der Zukunft“. „Die Boote sehen einfach cool aus und lassen sich gut steuern. Die Seen des Leipziger Neuseenlandes bieten perfekte Bedinungen – nicht nur für den Leistungs-, sondern auch für den Breitensport“, wie Mario Timmler klarstellt.
Gleichzeitig räumt er mit einem hartnäckigen Vorurteil auf. „Segeln ist nicht teurer als andere Sportarten. Jeder, der Interesse hat, kann bei uns das Segeln ausprobieren. Wir haben einen Jahresbeitrag von 80 Euro. Die Boote stellen wir als Verein.“
Die Faszination „Segeln“ erwischt viele Nachwuchssegler bereits in frühester Kindheit – nicht nur Malte, Meta, Konstantin und Florian. Viele sitzen bereits mit sechs oder sieben Jahren im Segelboot. „Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Man ist in der Natur und hat coole Leute um sich herum“, schwärmt Florian während die anderen drei nickend zustimmen. Eine Winterpause gibt es übrigens bei den Seglerinnen und Seglern nicht – und das aus gutem Grund, wie Silke Schwarzer erklärt: „Das Wichtigste in der Nachwuchsausbildung sind die Wasserstunden. Kinder brauchen einfach das Wassergefühl. In einer langen Winterpause würde davon viel verloren gehen.“
Artikel „Gemeinsam stark auf dem Wasser“ im „sportlich · Das Sportmagazin für Leipzig und die Region“ · Seite 6ff von Andreas Neustadt, Fotos: André Kempner erschienen 17. Mai 2022
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Weltmeisterschaft O’pen Skiff
18.–23. Juli 2022 in Carcans Maubuisson (Frankreich)
Malte Kreutzer, Meta Ehrmann, Konstantin Fraunholz und Florian Schindler aus der Leipziger Segelgruppe nehmen teil.
worlds2022.openskiff.org
© Fotos: André Kempner, Text: Andreas Neustadt
Segler trainieren am Kulkwitzer See · Karte
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