LVZ: Rettungsanker für Elsterstausee

Förderverein legt Zukunftskonzept vor / Stadt entscheidet aber erst im Frühjahr 2010

Die Natur hat längst Tatsachen geschaffen: Verlandet und mit Bäumen zugewachsen – der Elsterstausee bietet Spaziergängern ein trauriges Bild. Erst im Frühjahr 2010 will die Stadt sich festlegen, ob die beschädigte Sohle saniert wird oder nicht. Dann könnte der See wiederentstehen oder für immer verschwinden. Der Förderverein Elsterstausee hat derweil ein Konzept vorgelegt, den See mit naturnahen Angeboten wirtschaftlich zu betreiben.
Einst fuhren hier Boote und Wassertreter, doch mittlerweile ist der See verlandet. Denn die Sohle des künstlichen Gewässers ist beschädigt. Jegliches Wasser, das in den letzten Monaten zur Rettung des Sees hineingepumpt worden war, ist versickert. Der Stadtrat bekannte sich zwar im Juni 2009 zum dauerhaften Erhalt des Elsterstausees als naturnahes Erholungsgebiet. Allerdings mit der Einschränkung, dass dieses wirtschaftlich vertretbar sein muss. “Ist es”, sagen Klaus-Werner Matzelt und seine Mitstreiter vom Förderverein Elsterstausee, die das traditionsreiche Gewässer als familienfreundliches Naherholungsgebiet retten wollen. Sie haben bei Workshops diverse Szenarien diskutiert und ein Konzept erarbeitet. “Der See hat viele bislang unerschlossene Potenziale. Eine wirtschaftliche Betreibung ist auch ohne Zuschuss der Stadt möglich, sobald der See abgedichtet und wieder mit Wasser befüllt ist”, sagt Matzelt. Zur Erinnerung: Dafür hat die Stadt beim Oberbergamt Fördermittel für bergbaubeeinflusste Gewässer in Höhe von 1,25 Millionen Euro beantragt. Die Entscheidung darüber war aber vertagt worden, weil kein eindeutiges Bekenntnis der Stadt zur Zukunft des Sees vorlag (die LVZ berichtete).
Laut Förderverein besteht die Zukunft des Sees in einer Mischung aus naturnaher Erholung, sanftem Tourismus, Gastronomie, Angeltourismus/Fischerei-Bewirtschaftung, regelmäßigen Veranstaltungen und sportlichen Aktivitäten. “Es ist der einzige größere See Mitteldeutschlands, der regelmäßig im Winter eine Eisdecke trägt. Deshalb bietet er sich geradezu für Eissegler an”, nennt Grünen-Stadtrat Ingo Sasama, der auch im Förderverein aktiv ist, ein Beispiel.
Neben bestehenden Angeboten wie Bootsverleih soll ein großer Abenteuerspielplatz entstehen. Auf der Liegewiese könnte sich ein Biwakplatz für naturnahes Zelten, ohne elektrische Geräte und Dauercamper samt Wohnmobilen etablieren. Da der Seesportclub perspektivisch an den Zwenkauer See umzieht, könnten die vorhandenen Gebäude zum Übernachtungscamp für Fahrradtouristen und Wandergruppen umfunktioniert werden. Der Landesverband würde das Areal als Jugendlager für Ausbildung und Freizeiten betreiben, den See selbst für Satzfischproduktion nutzen. Zwei Fischerfeste pro Jahr erweitern laut Verein das Veranstaltungsangebot Leipzigs, erwirtschaften zugleich einen erheblichen finanziellen Betrag für die Betreibung.
Ein öffentlicher Rastplatz für Wanderer und Fahrradfahrer (in Nähe des Elsterradweges) samt hochwertiger Fischgastronomie und Biergarten sind weitere Ideen. Der Seglerverband würde auch mitmachen, weil sich der flache See als Ausbildungsgewässer für Segelanfänger als auch für den Modellsport eignet. Frank Dietze, Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt Leipzig, sieht noch weitere Potenziale: “Im südlichen Bereich lässt sich ein Umwelt-Erlebnispark zur alternativen Energiegewinnung einrichten.” “Verschiedene Professoren von Uni und HTWK, aber auch Unternehmen sind interessiert.” Denkbar sei es, die auch weiterhin nötige Pumpe, um Wasser in den See zu transportieren, mit alternativer Energie zu betreiben.
Um Aktivitäten zu bündeln, müsste eine Elsterstausee-Betriebs GmbH gegründet werden, die mit der Stadt einen langfristigen Pachtvertrag abschließt. Darin können vorhandene gewerbliche Anlieger und Vereine integriert werden, zugleich aber auch ein privater Investor. “Diesen zu finden, sehe ich keine Not, denn die wirtschaftlichen Potenziale des Sees sind sehr ausgeprägt”, betont Sasama. Mathias Orbeck © Standpunkt

LVZ vom 29.12.2009 Seite 15

Stausee
Fotografie und Bearbeitung: Peter Rohr