LVZ: “Wie in einer Zirkusnummer”

Ente am SeeWasservögel am Kulkwitzer See laufen Menschen mit Taschen und Beuteln hinterher                                                            Herbststimmung und kühle Tempera­turen motivieren Menschen in diesen Tagen wieder zu einem unnützen “Volks­sport” mit negativen Folgen. Mit prall gefüllten Taschen und Beuteln voller ungesunder, nicht artgerechter und zum Teil verdorbener Zutaten rücken sie am Kulkwitzer See an, um Wasser­vögel zu füttern.
 

Seit zehn Jahren machen Freunde des Sees intensiv darauf aufmerksam, dass die Wasservögel auf diese Zufütterung nicht angewiesen sind. Schilder am See, Flyer, vielfältige Informationen in den Medien haben offenbar nicht alle vermeintlichen “Tierfreunde” erreicht. Die Tiere brauchen die Menschen nicht für ihr Überleben während der Kälteperiode. Was die Tiere jedoch unbedingt brauchen, ist offenes Wasser. Von Seen, die zufrieren, verschwinden die Wasservögel sehr bald, ziehen weiter zu offenen Wasserflächen. Sie bleiben nur, wenn der von Menschenhand falsch gedeckte Tisch sie dazu verführt. Die Tiere hören auf, sich ihr Futter selbst zu suchen – sie kriegen ja jeden Tag ein Fastfood-Buffet. Dies entspricht jedoch nicht ihren natür­lichen An­sprüchen.
Wasservögel nicht füttern
      Foto: Elke Göbel
 
Besser ist, die Tiere zu beobachten, ohne einzugreifen oder zu stören. Jeder wird wesentlich mehr lernen als beim Mästen mit falschem Futter. Genau aus diesem Grund werden den Grünauer Kitas und Schulen auch in diesem Jahr Flyer sowie Infoblätter übergeben, um die Aufklärung zum Thema erneut fortzusetzen und den Kindern und Jugendlichen auch auf diesem Weg Naturverständnis zu vermitteln.
Wer das Verhalten der Tiere am See genau beobachtet, sieht, wie die Menschen die Tiere dressiert haben. Sie reagieren auf Taschen und Beutel, laufen dem Menschen hinterher wie in einer Zirkusnummer. Von natürlichen Verhaltensweisen kann keine Rede mehr ein. Das Betteln ist lediglich gewöhnungsbedingt und durch zu intensive Fütterung hervorgerufen. Die wohlgenährten Tiere merken sich dieses Winterquartier am Stadtrand, an dem es Futter satt und bequem gibt.
So ist seit Jahren zu beobachten, dass tausende Blessrallen den Kulkwitzer See im Winter übervölkern. Dies führt dazu, dass seltene Tierarten verdrängt werden. Sind jedoch die Winterbedingungen nicht gut und werden die Tiere nicht gefüttert, lassen sich diese Massen von Tieren gar nicht erst nieder.
  Es sind genau die falschen “Einladungen” der sogenannten Tierfreunde, die den Wasservögeln und dem gesamten Gewässer massiv schaden. Futterreste und Unmengen von Vogelkot sinken auf den Gewässergrund und lösen dort sauerstoffzehrende Fäulnisprozesse aus. Diese belasten die gesamte Pflanzen- und Tierwelt nachhaltig. Wasservögel nicht füttern
      Foto: Elke Göbel
 
Die Ergebnisse unter Wasser sind deutlich. Flora und Fauna unter Wasser hat sich nachweislich verändert. Blessrallen reißen ganze Pflanzen aus. Diese sind die Sauerstofflieferanten für den See und Voraussetzung für eine gute Wasserqualität.
Seit 15. Mai ist bekannt, dass sich die Stadt Leipzig mit einem generellen Fütterungsverbot für Wasservögel beschäftigt und dementsprechend würde bei Beschluss im Stadtrat die Polizeiverordnung geändert werden.
Das Füttern der Wasservögel schadet. Wirkliche Tierfreunde füttern keine Wasservögel! Einsicht schützt und nützt Tieren, Menschen und See. Deshalb gilt auch in diesem Winter sowie in jeder Jahreszeit “Wasservögel nicht füttern”.
Wasservögel nicht füttern

      Elke Göbel
  www.kulkwitzersee.com   www.nabu-leipzig.de­

 
Leipziger Volkszeitung – 27. November 2010 Seite 31


Lesen Sie hier auch die Pressemitteilung des Nabu, das Plakat zur Antifütteraktion

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