Die Expovita-Regatta ist eine der traditionsreichen Regatten in Sachsen und findet seit 1974 auf dem Kulkwitzer See statt. Ihren Namen hat sie von der ehemaligen Sport- und Freizeitmesse „Expovita“ die damals jährlich im Herbst in Leipzig stattfand. Nach Einstellung der Messeaktivitäten wurde die Regatta vom „Regionalem Seglerverband Sachsen-West“ weiter veranstaltet, trägt aber bis heute noch das Markenlogo und den Namen der Messe als unverwechselbares Erkennungszeichen.
Die Regatta ist von Beginn an im stetigen Wandel. Ich selbst kann mich noch aus meiner Kindheit an eine Expovita in den siebziger Jahren erinnern, an der die damals nagelneue Regattaversion der Ixylon ihr Debüt hatte. Es war eine windige Regatta und ich habe 420er vor Augen, die mit breiter Bugwelle in Gleitfahrt über Schaumkronen des noch jungen Kulkwitzer Sees rauschten. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Zusätzlich waren auch einige Cadets am Start, die weniger kenterten als die 420er. Die Regatta wurde an der Ostseite des Sees veranstaltet und der Wasserstand war noch sehr tief.
In den 90ern sind dann die Ixylons aus dem Klassenportfolio der Expovita verschwunden und vor der Jahrtausendwende hielt der olympische Laser den Einzug. Er war damit die erste Olympische Klasse, die die Expovita bereicherte. Der Cadet wurde zur Expovita vereinzelt noch bis Anfang der nächsten Dekade gesegelt.
Seit der Jahrtausendwende ist die Expovita hauptsächlich von den Klassen Optimist, Laser, 420er und Pirat geprägt. Oft fuhren bis zu 60 Boote auf dem vergleichsweise kleinen See, auf dem ein traditioneller olympischer Dreieckskurs mit der Besonderheit „Zusatzdreieck“ gesegelt wird. Das Zusatzdreieck für alle Klassen außer den Optis ist ein Tribut an die nötige Bahnlänge.
Die Meldezahlen bei den Piraten gehen mittlerweile langsam zurück, aber seit 2015 entwickelt der SVLSW als erster Verein in Sachsen mit dem 29er-Skiff eine seit 1998 national und international wachsende Jugendklasse, die wie der 420er eine Vorbereitungsklasse auf eine olympisch gesegelte Klasse ist (420er->470er; 29er->49er). Dieses Jugend-Skiff stellt neue Herausforderungen an die Umsteiger, die in Sachsen hauptsächlich aus dem Optimisten, aber auch aus Cadet und 420er kommen. Das Meistern der Herausforderungen wird mit attraktiven Bildern für die Zuschauer und viel Segelspaß für die Segler belohnt. 2016 waren drei aktiv segelnde 29er-Crews des SVLSW auf 29er Regatten in Berlin, Leipzig (Lipsiade), Bayern und den Niederlanden (IDM) unterwegs und so ergaben sich vereinsintern Überlegungen die 29er-Klasse zukünftig auch in die Traditionsregatta Expovita zu integrieren. Aus der Erfahrung vieler erfolgreich veranstalteter Expovita-Regatten heraus wusste das Regattateam, dass die Kapazitätsgrenze des Sees mit ca. 60 Booten erreicht wird, wenn das Startverfahren und das Timing auf dem Wasser beibehalten werden.
So wurde die Expovita 2016 zu einer Generalprobe der Integration der 29er-Klasse in die Regatta. Es gab einige wesentliche Änderungen im Ablauf auf dem Wasser. Der Dreieckskurs wurde um einem modernen „Up and Down“ Kurs mit Luv-Ablauftonne und Lee-Tor ergänzt. Diese Bahnvariante wird aktuell auch in den olympischen Segelwettbewerben von einigen Klassen gefahren. Weiterhin wurden Start und Ziellinie kombiniert von einem fest liegenden Wettfahrtleitungsboot kontrolliert. Damit wurden zwei Ziele verfolgt. Der Up an Down Kurs ermöglicht Klassen, die mit Gennaker statt Spinnaker fahren, auch auf dem Vorwindkurs das ganze Regattaspielfeld taktisch zu nutzen. Das festliegende Startschiff spart Zeit, die für mehr Wettfahrten genutzt werden kann. So war es möglich, dass die 29er an dem Regattawochenende sieben Wettfahrten fahren konnten, während in den Klassen Optimist, Laser, 420er und Pirat weiterhin fünf Läufe gesegelt wurden.
Insgesamt gesehen hat das ganz gut geklappt und viel Spaß gemacht. Eindrücke davon kann man auf den Bildern auf Expovita.de sehen. Dort sind auch die Ergebnisse dokumentiert. Natürlich haben wir als Verein aus dieser Generalprobe einige Optimierungsaufgaben für 2017 mitgenommen. Daher möchte ich hiermit noch mal ein ganz herzliches „Dankeschön“ an die Teilnehmer und das Regattateam sagen, dass sie das Experiment „Expovita 2016“ mit gemacht und mit gestaltet haben!
„Nach der Expovita ist vor der Expovita“ und wir freuen uns auf zahlreiche Teilnahme, wenn es am ersten Septemberwochenende 2017 wieder heißt: „Start frei zur 44. Expovita-Regatta“
Bericht Andreas Heilmann • SVS 29er-Obmann
Weiterführende Links:
• Regattafotos
• Ergebnisse
• Regattabericht im Blog von Lara Peuker und Lisa Heinrich
• Regattabericht auf der Webseite der All on Sea Youngsters
• Regattabericht auf der Webseite vom Segelclub Dresden-Wachwitz e.V.