Malte Kreutzer (15) gehört zu den besten Seglern Deutschlands. Der Leipziger trainiert am Kulki und ist schon WM-Dritter.
Artikel aus LVZ, 7. September 2023 Seite 23
· Text: Christian Dittmar, Foto: Toni Oehmigen
Markranstädt/Leipzig. Tief hängen die Wolken über dem Kulkwitzer See am Samstagnachmittag, doch einige Sonnenstrahlen durchbrechen schon das Grau. Der Wind weht nur schwach über das Gewässer im Leipziger Westen und dreht immer wieder. „Das ist schon eine Herausforderung“, erklärt Malte Kreutzer auf dem Pier des Seglervereins Leipzig auf der Markranstädter Seeseite.
Der 15-Jährige nimmt gerade an der 50. Expovita teil, doch die Jubiläumsausgabe der traditionsreichen Regatta hat dem Leipziger bisher kein Glück gebracht. In der Vergangenheit konnte er die Wettbewerbe in seiner Altersklasse regelmäßig für sich entscheiden, nun liegt Kreutzer nach einem Frühstart und mehreren hinteren Plätzen vor den entscheidenden Rennen am Sonntag einigermaßen abgeschlagen da in seiner Open-Skiff-Klasse. „Heute ist es einfach nicht gelaufen, das muss man abhaken“, meint er abgeklärt.
Sachse lässt Sportler aus Seglernationen hinter sich
Dabei ist er als ein noch größerer Favorit in den Wettkampf auf seinem Heimgewässer gegangen. Der Schüler des Max-Klinger-Gymnasiums, der bereits seit seinem sechsten Lebensjahr segelt, konnte erst Mitte Juli den größten Erfolg seiner immerhin schon zehn Jahre dauernden Karriere feiern: Platz drei bei der U17-WM im italienischen Rimini. Dabei ließ der Leipziger, der fast nur am „Kulki“ trainieren kann, viele Sportler aus Seglernationen wie Italien, Frankreich und Australien hinter sich. „Ich war selbst überrascht, weil ich mit keinen großen Ambitionen dahin gefahren bin“, sagt Malte Kreutzer dazu.
Vor gut einer Woche kam der Sieg bei den Landesjugendmeisterschaften in Zülpich in Nordrhein-Westfalen hinzu, wo der Sachse den Einheimischen davonsegelte. Zu dem Sport kam er über seinen Vater Thomas, ebenfalls ein guter Segler, der sich ebenso wie die Mutter Katrin im Leipziger Seglerverein engagiert. Während die Jungs in seiner Klasse alle zum Fußball gingen, wollte der junge Malte bald nur noch auf dem Wasser sein. „Da bekomme ich den Kopf frei und muss an nichts denken“, erklärt der Blondschopf. „Auf dem Wasser hat man einfach seine Ruhe.“ Und nah an der Natur mit ihren Elementen sei man so auch.
Weltumseglung? Warum nicht! Es soll kein Traum bleiben
Und so macht sich Kreutzer jeden Freitag nach der Schule auf zum „Kulki“ und nutzt seine Ferien für Segelwettkämpfe wie jenen in Rimini oder die Deutschen Meisterschaften in Hamburg, die im Oktober anstehen. Zu seinen Vorbildern gehört dabei Boris Herrmann, der 2020/21 als erster Deutscher an der prestigeträchtigen Vendée Globe teilnahm, die einmal um den Globus führt. „Eine Weltumseglung wäre schon cool“, sagt Malte Kreutzer.
Aber erst ein mal steht der Übergang in eine höhere Bootsklasse an und in ein paar Jahren das Abitur. Ob er selber mal ein Berufssegler wie Herrmann werden möchte, kann Kreutzer noch nicht sagen. In Deutschland können allerdings nur sehr wenige Menschen von dem Sport leben.
Zumindest in seiner Altersklasse gehört Kreutzer auf jeden Fall zu den besten in Deutschland. Das beweist er letztlich auch auf dem Kulkwitzer See, wo er am Sonntag in den beiden abschließenden Rennen noch zwei erste Plätze holt und sich so doch noch den Gesamtsieg sichert, auch da der Frühstart noch gestrichen werden konnte. „Der Kulki ist zwar nicht ganz so leicht zu segeln, weil er relativ buchtenreich ist, aber am Ende ist er doch so etwas wie mein Wohnzimmer“, sagt Malte Kreutzer mit einem Lächeln.
7. September 2023 Seite 23
Text: Christian Dittmar, © Foto: Toni Oehmigen
Malte Kreutzer konnte sich bei der 50. Expovita-Regatta am Kulkwitzer See nach schwierigem Beginn doch noch durchsetzen.
LVZ Online: Malte Kreutzer bei der 50. Expovita: Die Bilder zur Regatta!,
Vom Kulki auf’s Meer und zur WM: Leipziger Segel-Talent Malte Kreutzer hat große Ziele
Phantastischer Erfolg für sächsische Segler • O’pen Skiff WM 2023