Seglerverein Leipzig Süd-West will endlich mit Vorbereitungen für Leistungszentrum am Zwenkauer See beginnen. Der Seglerverein Leipzig Süd-West hat zwei Domizile, eines am Markranstädter Ufer des Kulkwitzer Sees und eines am Westufer des Cospudener Sees. Letzteres ist nur ein Interim. Seit Jahren warten der Vereinsvorsitzende Roland Herrmann und seine 275 Mitglieder auf den Umzug an den Zwenkauer See. Am Nordufer wollen sie ihre Anker werfen. Geplant ist nicht nur ein Segelstützpunkt, sondern in Absprache mit den Seglerverbänden Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen das mitteldeutsche Leistungszentrum für den Kinder- und Jugendbereich. Entsprechende Verträge wurden bereits unterzeichnet.
Risikoabwägung am Nordufer
Seglerverein Leipzig Süd-West will endlich mit Vorbereitungen für Leistungszentrum am Zwenkauer See beginnen
Zwenkau/Leipzig. “Am Zwenkauer See hätten wir ideale Bedingungen. Das Gewässer liegt zentral, hat Autobahnanschluss und ist ausreichend groß”, erklärt Christian Mammen vom Vereinsvorstand. Auf dem See könnten sogar internationale Ranglistenregatten nach olympischem Modus ausgetragen werden. “Die Region würde bei Seglern deutschlandweit in den Fokus rücken. Bislang kommen höchstens Leute aus den angrenzenden Bundesländern zu uns”, so Mammen. Aber noch ist der Zwenkauer See in Flutung und steht unter Bergrecht. Doch die Zeit drängt. “Wir würden gern mit den Vorbereitungen beginnen, bekommen vom Zweckverband Neue Harth aber keine klare Aussage”, so Mammen. Nur eines weiß er: Dass im Masterplan von 2005 formulierte Ziel, ein Hafenbecken im Trockenen anzulegen, werde nicht umgesetzt. Mit weitreichenden Folgen: Denn eine Steganlage kostet mindestens eine Million Euro. “Für uns undenkbar. Die Mittel haben wir nicht”, sagt Mammen. Also setzen die Segler auf eine Alternative: Mooringanlagen wie sie am Bodensee üblich sind. Doch auch für diese Variante gilt, je früher, desto preiswerter |
Mammen verweist auf die mit der Stadt Leipzig getroffenen Absprachen: So hieß es im Pachtvertrag zum Areal am Cospudener See 2001: “Die Parteien sind sich einig, dass der Standort eine Interimslösung darstellt. Mittelfristig werden die Parteien die Voraussetzungen schaffen, dass der Verein einen Standort am Zwenkauer See findet.” 2002 wurde der Vertrag in der Dienstberatung des damaligen Oberbürgermeisters Wolfgang Tiefensee (SPD) bestätigt. Im November 2006 wandte sich Herrmann dann an den Zweckverband. Der Vereinsvorsitzende wollte eine schriftliche Bestätigung, um weiterführende Beschlüsse zur Entwicklung des Grundstücks fassen zu können. Kai Braun, damals stellvertretender Geschäftsführer des ZV Neue Harth, zählte einige “Grundannahmen” auf. So sollte das Areal am Nordufer bei der Übergabe an den Seglerverein Leipzig Süd-West über eine Grundprofilierung einschließlich Hafenbecken verfügen, die Uferbereiche stabilisiert, das Gelände an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden und die medientechnische Erschließung vorgenommen sein. Auf einen Zeitpunkt legte sich Braun indes nicht fest: “Generell strebt der Zweckverband an, die Bedingungen zu erfüllen. Eine verbindliche Zusage kann jetzt nicht gegeben werden. In dem komplexen Verfahren spielen zu viele Sachverhalte außerhalb unseres Einflussbereichs eine Rolle.” |
Ungeduldig: Vorstandsmitglied Christian Mammen hofft, dass der Seglerverein Leipzig Süd-West bald am Nordufer mit den Vorbereitungen starten kann.
Sechs Jahre später hat sich daran im Grunde nichts geändert. “Der Zweckverband hat großes Interesse, dass das Nordufer bald bebaut werden kann. Deshalb führen wir seit langem Gespräche mit der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbauverwaltungsgesellschaft, derzeit sogar mit der höchsten Ebene in Senftenberg”, erklärt Geschäftsführer Heinrich Neu. Doch nach dem Unglück von Nachterstedt sei der Tagebausanierer vorsichtig geworden. Schließlich handele es sich auch beim Nordufer um ein in 60 Meter Tiefe geschüttetes Gelände. Von der Entscheidung der LMBV hänge sehr viel ab, so Neu. Nicht nur für Investitionen am Nordufer, sondern auch am Südufer. Etliche Investoren würden ihr Engagement zeitlich an die Freigabe aus dem Bergrecht binden. |
“Wir rechnen mit einer Entscheidung noch vor dem 24. April”, sagt Neu und verbreitet zumindest Hoffnung. Dann findet die nächste Verbandssitzung im Kap Zwenkau statt. Ein Tagesordnungspunkt soll die “Vorstellung eines weitestgehend abgestimmten Fahrplanes” sein. Mut mache laut Neu ein 2011 erstelltes Teilgutachten eines Böschungssachverständigen. Dieser schließt “Rutschungen am Nordufer weitestgehend” aus. Ein abschließendes Gutachten zur Standsicherheit könne aber frühestens Ende 2015 vorgelegt werden. “Wir sind alle sehr bemüht, aber es ist eine schwierige Situation. Es geht um eine Risikoabwägung”, betont Neu. Der Vorsitzende des ZV Neue Harth, Zwenkaus Bürgermeister Holger Schulz (CDU), sagt: “Es ist nicht so, dass wir die Segler vergessen haben. Ein Leistungszentrum kann ich nur begrüßen.” Er schlägt vor, sich an einen Tisch zu setzen und einen realistischen Zeithorizont aufzustellen. Schulz warnt aber davor, schon jetzt Verträge abzuschließen. Ulrike Witt Leipziger Volkszeitung LVZ 28. März 2012 – Seite 21 |
Der Zwenkauer See befindet sich noch in der Flutung. Besondere Vorsicht ist am Nordufer notwendig. Es handelt sich – anders als das gegenüberliegende Südufer – um 60 Meter hoch geschüttetes Gelände. Der aktuelle Wasserstand lag gestern übrigens bei 102,57 Metern über Normalhöhennull. Das Ziel sind 113,5 Meter.
Winterfotos vom 4. Februar am Nordufer des Zwenkauer Sees