Eigentlich begann mein Abenteuer Segel-WM in Sardinien schon weit vor dem 7. Juli, als ich mit meinem Vater zum Flughafen in Richtung Berlin startete. Denn einige Wochen vorher hatten wir schon mein Boot, dass man Open Skiff nennt, an meinen Trainer übergeben, der es mit dem Auto nach Italien transportierte. Also ging es mit leichtem Gepäck mit dem Zug nach Berlin und mit dem Flieger nach Olbia auf Sardinien. Nachdem wir dann am späten Abend angekommen sind, haben wir nur noch das Mietauto geholt und haben in einem nahegelegenen Hotel eingecheckt, um dort zu übernachtet. Am kommenden Morgen ging es dann mit dem Auto weiter zum eigentlichen Wettkampfort in den Süden Sardiniens.
Am Freitag ging es dann mit einem Vortraining mit unserem Trainer Bastian Glatz richtig los. Gegen 13 Uhr ging es aufs Wasser, um den Wind und die Wellen während einer dreistündigen Trainingseinheit kennen zu lernen. Außerdem mussten wir natürlich unsere Materialien nochmal durchchecken, da in den kommenden Tagen ja auch der offizielle Materialcheck anstand, der von offiziellen Gutachtern durchgeführt wird, um sicher zu stellen, dass alle Boote gleich sind. Eine Abschlussrunde mit Reflektion der Trainingsergebnisse gehörte natürlich auch dazu und danach ging es zum Essen und in der Ferienwohnung zum Ausruhen, denn am nächsten Tag ging es dann los.
Samstag sollte die Vorregatta der Calasetta-Cup starten. In der Vorregatta hat man die Möglichkeit das Segelrevier besser kennen zu lernen und zu schauen, wie die anderen Segler so drauf sind. Besonders wichtig war es natürlich für uns, uns gut in den großen Feldern zu positionieren, denn mit knapp 100 anderen Booten auf dem Wasser zu sein und gegeneinander zu fahren, ist schon etwas Besonderes.
Bevor es los ging, mussten wir erstmal zum Fieber messen und dann noch zur offiziellen Anmeldung, bei der alles Organisatorische geklärt wurde. Danach sind wir zur Steuermannsbesprechung gegangen, die abwechselnd in Italienisch und Englisch gehalten wurde und in der alle wichtigen Information zu Kursen, Regeln an Land & Wasser und sonstigen Dingen von der Wettfahrtleitung erklärt wurde. Dann wurden wir in sogenannte Fleets eingeteilt. Das sind „kleinere“ Felder von einer gewissen Anzahl von Seglern die dann gegeneinander fahren. Und dann hieß es warten, dass die Startankündigungssignale an Land gegeben wurden und wir endlich aufs Wasser konnten. Machen wir es mal kurz, am Samstag haben wir leider vergeblich auf ein Startsignal gewartet, weil diesmal einfach zu viel Wind war und die Wettfahrtleitung halt die Entscheidung getroffen hat uns nicht rauszuschicken. Aber solche Situationen kenne ich schon von anderen Veranstaltungen, das kann halt passieren.
Aber am Sonntag sollte es endlich losgehen mit dem Calasetta Cup, bei weniger Wind aber der Welle des vorherigen Tages durften wir NACHDEM man durch den Fieberthermometertest (wegen Corona) durchgekommen war endlich aufs Wasser. Die Bedingungen waren gut und ich hatte echt Spaß und am Ende des Tages wusste ich, dass ich durchaus gute Chancen hatte, mitzumischen 😊, was ein echt gutes Gefühl war.
Der Montag war der Tag der offiziellen Bootskontrolle und danach sollten wir den Tag nutzen, um mal nix mit Segeln zu machen. Es galt den Kopf frei zu bekommen, um an den kommenden Tagen genug Energie zu haben, um gute Leistungen abliefern zu können.
Wie jeden Tag, war auch am Dienstag der Erste Gang erstmal der zu Fiebermessstation, aber so langsam hatte ich mich daran gewöhnt, es gehört halt dazu in der ggw. Zeit. Und dann galt das Material vorzubereiten, Anziehen, Vorbesprechung mit dem Trainer und warten aufs Startsignal …. und das hatten wir ja schonmal …. Leider war wieder zu viel Wind und es wurde dann zum Glück schon 14:30 entschieden, dass an diesem Tag keine Rennen mehr stattfinden und wir nach Hause gehen sollten. Das ist dann manchmal doch schon nervig, weil es uns auch in den Fingern kribbelte, endlich raus auf Wasser zu kommen, und zu zeigen, was wir können.
Für den Mittwoch gab es dann bessere Prognosen und wir konnten tatsächlich starten. War ein tolles Gefühl rauszukommen aufs Wasser. Die Orga an Land war super, da gab es „Beachmaster“, die beim Ablegen und Anlegen mit den Slipwagen geholfen haben, sodass das alles sehr zügig und geregelt vor sich ging. Wir sind an diesem Tag 4 Rennen gefahren und waren ungefähr 6 Stunden auf dem Wasser. Das ist schon eine lange Zeit in der die Konzentration aufrecht erhalten werden muss. Meine Ergebnisse an diesem Tag waren: 5; 15; 30; 19. Beim ersten Lauf hatte ich Glück, aber das gehört halt auch manchmal dazu 😊 und so erreichte ich am Ende des ersten Tages den 23. Platz 😊. Ein wirklich guter Start in die WM-Rennen.
Am Donnerstag wurden nochmal WM-Ausscheidungsrennen gefahren, die darüber entscheiden ob man die letzten beiden Tage (Freitag und Samstag) dann in der Goldgruppe oder in der Silbergruppe fährt. Mein Ziel war es die Goldgruppe zu erreiche, mich also in der ersten Hälfte des Feldes von 131 Seglern zu platzieren. Und das habe ich auch geschafft, denn ich konnte an diesem Tage mit meinen Platzierungen 24, 34, 34, 28 wieder gute Ergebnisse erreichen. Damit war meine Gesamtwertung nach dem zweiten WM-Tag Rang 45 und damit war ich sicher in der Goldgruppe der besten 66 Segler, die alle um den Titel des Weltmeisters kämpfen konnten. Den WM-Titel zu erreichen, war für mich nicht realistisch, ABER ich wollte mich auch in der Platzierung der deutschen Teilnehmer gut schlagen, da es da immer so ein Battle zwischen unseren Norddeutschen Segelkameraden und uns Biennenseglern gibt. Bis dato lag ich da auf dem zweiten Platz, womit ich sehr zufrieden war. Aber Vorsicht war geboten, denn der Drittplatzierte Deutsche aus Lübeck war mir auf den Fersen und wollte mich noch „bekommen“. Er fragte mich nach meinen Zielen bei den Finalläufen der kommenden zwei Tage. Die Antwort war ganz einfach 😊. Natürlich vor ihm ins Ziel kommen!
Es sollte also spannend werden an den letzten beiden Wettkampftagen (Freitag und Samstag). Der Wind frische weiter auf, aber die Felder wurden dennoch von der Wettfahrtleitung raus geschickt. Es waren echt anspruchsvolle Bedingen. Die Gischt spritze einem permanent ins Gesicht und es ging permanent hoch und runter. Eigentlich versucht man dann die ganze Zeit mit einem Wellenberg zu surfen bzw. beobachtet die Wellen um sich herum, um den besten Weg zur nächsten Tonne zu finden. Ja und dann sind da noch die Schiedsrichter, die das sogenannten „on-water-jugding“ durchgeführt haben. Das bedeutet, dass die die ganze Zeit die Segler „kontrollieren“ und wenn sie einen Regelverstoß merken, dann wird gepfiffen. Und so wurde ich auch angepfiffen und meine Segelnummer gerufen. Das bedeutet das ich dann gezwungen war einen 360° Kringel zu drehen, um meinen Regelverstoß wieder gut zu machen. Naja egal, abhaken und weiter kämpfen. Mit dem Ergebnis das ich sowohl am Freitag als auch am Samstag erreicht habe, bin ich zwar leider in der Gesamtwertung etwas nach hinten gerutscht, konnte aber den zweiten Platz in der internen deutschen Wertung dennoch behaupten.
Und endlich ging es zur Siegerehrung. Außerdem gab es noch eine Tombola in der Preise (Surfbretter, Shirts, Taschen, Uhren) verlost wurden. Und mega cool meine Segelnummer wurde mit gezogen und ich habe bei der Tombola noch eine tolle Regattauhr gewonnen. Bei den Platzierungen habe ich einen passablen 48 Platz von 131 U17 Seglern und Seglerinnen erreicht und damit meine gesteckten Ziele, mich in der ersten Hälfte des Feldes zu platzieren, absolut erreicht.
Es war eine wirklich sehr coole Erfahrung für mich und wer mich kennt weiß, dass es sicherlich nicht das letzte Segelevent sein wird, an dem ich mitgemacht habe. Denn nach dem Event ist vor dem Event und nach der Segelsaison ist vor der Segelsaison und wenn alles klappt bin ich kommendes Jahr wieder mit am Start, wenn es heißt Aufbruch zur Segel-WM 2022 nach Frankreich.
Malte Kreutzer • Open Skiff GER 11964 • SVL
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