Auf zur Segel-WM 2021 nach Sardinien

O'pen Skiff World Championships 2021

Ei­gent­lich be­gann mein Aben­teu­er Se­gel-WM in Sar­di­ni­en schon weit vor dem 7. Ju­li, als ich mit mei­nem Va­ter zum Flug­ha­fen in Rich­tung Ber­lin star­te­te. Denn ei­ni­ge Wo­chen vor­her hat­ten wir schon mein Boot, dass man Open Skiff nennt, an mei­nen Trai­ner über­ge­ben, der es mit dem Au­to nach Ita­li­en trans­por­tier­te. Al­so ging es mit leich­tem Ge­päck mit dem Zug nach Ber­lin und mit dem Flie­ger nach Ol­bia auf Sar­di­ni­en. Nach­dem wir dann am spä­ten Abend an­ge­kom­men sind, ha­ben wir nur noch das Miet­au­to ge­holt und ha­ben in ei­nem na­he­ge­le­ge­nen Ho­tel ein­ge­checkt, um dort zu über­nach­tet. Am kom­men­den Mor­gen ging es dann mit dem Au­to wei­ter zum ei­gent­li­chen Wett­kampf­ort in den Sü­den Sar­di­ni­ens.
Am Frei­tag ging es dann mit ei­nem Vor­trai­ning mit un­se­rem Trai­ner Bas­ti­an Glatz rich­tig los. Ge­gen 13 Uhr ging es aufs Was­ser, um den Wind und die Wel­len wäh­rend ei­ner drei­stün­di­gen Trai­nings­ein­heit ken­nen zu ler­nen. Au­ßer­dem muss­ten wir na­tür­lich un­se­re Ma­te­ria­li­en noch­mal durch­che­cken, da in den kom­men­den Ta­gen ja auch der of­fi­zi­el­le Ma­te­ri­al­check an­stand, der von of­fi­zi­el­len Gut­ach­tern durch­ge­führt wird, um si­cher zu stel­len, dass al­le Boo­te gleich sind. Ei­ne Ab­schluss­run­de mit Re­flek­ti­on der Trai­nings­er­geb­nis­se ge­hör­te na­tür­lich auch da­zu und da­nach ging es zum Es­sen und in der Fe­ri­en­woh­nung zum Aus­ru­hen, denn am nächs­ten Tag ging es dann los.
Sams­tag soll­te die Vor­re­gat­ta der Ca­laset­ta-Cup star­ten. In der Vor­re­gat­ta hat man die Mög­lich­keit das Se­gel­re­vier bes­ser ken­nen zu ler­nen und zu schau­en, wie die an­de­ren Seg­ler so drauf sind. Be­son­ders wich­tig war es na­tür­lich für uns, uns gut in den gro­ßen Fel­dern zu po­si­tio­nie­ren, denn mit knapp 100 an­de­ren Boo­ten auf dem Was­ser zu sein und ge­gen­ein­an­der zu fah­ren, ist schon et­was Be­son­de­res.

O'pen Skiff World Championships 2021

Be­vor es los ging, muss­ten wir erst­mal zum Fie­ber mes­sen und dann noch zur of­fi­zi­el­len An­mel­dung, bei der al­les Or­ga­ni­sa­to­ri­sche ge­klärt wur­de. Da­nach sind wir zur Steu­er­manns­be­spre­chung ge­gan­gen, die ab­wech­selnd in Ita­lie­nisch und Eng­lisch ge­hal­ten wur­de und in der al­le wich­ti­gen In­for­ma­ti­on zu Kur­sen, Re­geln an Land & Was­ser und sons­ti­gen Din­gen von der Wett­fahrt­lei­tung er­klärt wur­de. Dann wur­den wir in so­ge­nann­te Fleets ein­ge­teilt. Das sind „klei­ne­re“ Fel­der von ei­ner ge­wis­sen An­zahl von Seg­lern die dann ge­gen­ein­an­der fah­ren. Und dann hieß es war­ten, dass die Star­tan­kün­di­gungs­si­gna­le an Land ge­ge­ben wur­den und wir end­lich aufs Was­ser konn­ten. Ma­chen wir es mal kurz, am Sams­tag ha­ben wir lei­der ver­geb­lich auf ein Start­si­gnal ge­war­tet, weil dies­mal ein­fach zu viel Wind war und die Wett­fahrt­lei­tung halt die Ent­schei­dung ge­trof­fen hat uns nicht raus­zu­schi­cken. Aber sol­che Si­tua­tio­nen ken­ne ich schon von an­de­ren Ver­an­stal­tun­gen, das kann halt pas­sie­ren.
O'pen Skiff World Championships 2021Aber am Sonn­tag soll­te es end­lich los­ge­hen mit dem Ca­laset­ta Cup, bei we­ni­ger Wind aber der Wel­le des vor­he­ri­gen Ta­ges durf­ten wir NACH­DEM man durch den Fie­ber­ther­mo­me­ter­test (we­gen Co­ro­na) durch­ge­kom­men war end­lich aufs Was­ser. Die Be­din­gun­gen wa­ren gut und ich hat­te echt Spaß und am En­de des Ta­ges wuss­te ich, dass ich durch­aus gu­te Chan­cen hat­te, mit­zu­mi­schen 😊, was ein echt gu­tes Ge­fühl war.
Der Mon­tag war der Tag der of­fi­zi­el­len Boots­kon­trol­le und da­nach soll­ten wir den Tag nut­zen, um mal nix mit Se­geln zu ma­chen. Es galt den Kopf frei zu be­kom­men, um an den kom­men­den Ta­gen ge­nug En­er­gie zu ha­ben, um gu­te Leis­tun­gen ab­lie­fern zu kön­nen.
Wie je­den Tag, war auch am Diens­tag der Ers­te Gang erst­mal der zu Fie­ber­mess­sta­ti­on, aber so lang­sam hat­te ich mich dar­an ge­wöhnt, es ge­hört halt da­zu in der ggw. Zeit. Und dann galt das Ma­te­ri­al vor­zu­be­rei­ten, An­zie­hen, Vor­be­spre­chung mit dem Trai­ner und war­ten aufs Start­si­gnal …. und das hat­ten wir ja schon­mal …. Lei­der war wie­der zu viel Wind und es wur­de dann zum Glück schon 14:30 ent­schie­den, dass an die­sem Tag kei­ne Ren­nen mehr statt­fin­den und wir nach Hau­se ge­hen soll­ten. Das ist dann manch­mal doch schon ner­vig, weil es uns auch in den Fin­gern krib­bel­te, end­lich raus auf Was­ser zu kom­men, und zu zei­gen, was wir kön­nen.

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Für den Mitt­woch gab es dann bes­se­re Pro­gno­sen und wir konn­ten tat­säch­lich star­ten. War ein tol­les Ge­fühl raus­zu­kom­men aufs Was­ser. Die Or­ga an Land war su­per, da gab es „Be­ach­mas­ter“, die beim Ab­le­gen und An­le­gen mit den Slip­wa­gen ge­hol­fen ha­ben, so­dass das al­les sehr zü­gig und ge­re­gelt vor sich ging. Wir sind an die­sem Tag 4 Ren­nen ge­fah­ren und wa­ren un­ge­fähr 6 Stun­den auf dem Was­ser. Das ist schon ei­ne lan­ge Zeit in der die Kon­zen­tra­ti­on auf­recht er­hal­ten wer­den muss. Mei­ne Er­geb­nis­se an die­sem Tag wa­ren: 5; 15; 30; 19. Beim ers­ten Lauf hat­te ich Glück, aber das ge­hört halt auch manch­mal da­zu 😊 und so er­reich­te ich am En­de des ers­ten Ta­ges den 23. Platz 😊. Ein wirk­lich gu­ter Start in die WM-Ren­nen.

O'pen Skiff World Championships 2021

Am Don­ners­tag wur­den noch­mal WM-Aus­schei­dungs­ren­nen ge­fah­ren, die dar­über ent­schei­den ob man die letz­ten bei­den Ta­ge (Frei­tag und Sams­tag) dann in der Gold­grup­pe oder in der Sil­ber­grup­pe fährt. Mein Ziel war es die Gold­grup­pe zu er­rei­che, mich al­so in der ers­ten Hälf­te des Fel­des von 131 Seg­lern zu plat­zie­ren. Und das ha­be ich auch ge­schafft, denn ich konn­te an die­sem Ta­ge mit mei­nen Plat­zie­run­gen 24, 34, 34, 28 wie­der gu­te Er­geb­nis­se er­rei­chen. Da­mit war mei­ne Ge­samt­wer­tung nach dem zwei­ten WM-Tag Rang 45 und da­mit war ich si­cher in der Gold­grup­pe der bes­ten 66 Seg­ler, die al­le um den Ti­tel des Welt­meis­ters kämp­fen konn­ten. Den WM-Ti­tel zu er­rei­chen, war für mich nicht rea­lis­tisch, ABER ich woll­te mich auch in der Plat­zie­rung der deut­schen Teil­neh­mer gut schla­gen, da es da im­mer so ein Batt­le zwi­schen un­se­ren Nord­deut­schen Se­gel­ka­me­ra­den und uns Bi­en­nen­seg­lern gibt. Bis da­to lag ich da auf dem zwei­ten Platz, wo­mit ich sehr zu­frie­den war. Aber Vor­sicht war ge­bo­ten, denn der Dritt­plat­zier­te Deut­sche aus Lü­beck war mir auf den Fer­sen und woll­te mich noch „be­kom­men“. Er frag­te mich nach mei­nen Zie­len bei den Fi­nal­läu­fen der kom­men­den zwei Ta­ge. Die Ant­wort war ganz ein­fach 😊. Na­tür­lich vor ihm ins Ziel kom­men!

O'pen Skiff World Championships 2021

Es soll­te al­so span­nend wer­den an den letz­ten bei­den Wett­kampf­ta­gen (Frei­tag und Sams­tag). Der Wind fri­sche wei­ter auf, aber die Fel­der wur­den den­noch von der Wett­fahrt­lei­tung raus ge­schickt. Es wa­ren echt an­spruchs­vol­le Be­din­gen. Die Gischt sprit­ze ei­nem per­ma­nent ins Ge­sicht und es ging per­ma­nent hoch und run­ter. Ei­gent­lich ver­sucht man dann die gan­ze Zeit mit ei­nem Wel­len­berg zu sur­fen bzw. be­ob­ach­tet die Wel­len um sich her­um, um den bes­ten Weg zur nächs­ten Ton­ne zu fin­den. Ja und dann sind da noch die Schieds­rich­ter, die das so­ge­nann­ten „on-wa­ter-jug­d­ing“ durch­ge­führt ha­ben. Das be­deu­tet, dass die die gan­ze Zeit die Seg­ler „kon­trol­lie­ren“ und wenn sie ei­nen Re­gel­ver­stoß mer­ken, dann wird ge­pfif­fen. Und so wur­de ich auch an­ge­pfif­fen und mei­ne Se­gel­num­mer ge­ru­fen. Das be­deu­tet das ich dann ge­zwun­gen war ei­nen 360°  Krin­gel zu dre­hen, um mei­nen Re­gel­ver­stoß wie­der gut zu ma­chen. Na­ja egal, ab­ha­ken und wei­ter kämp­fen. Mit dem Er­geb­nis das ich so­wohl am Frei­tag als auch am Sams­tag er­reicht ha­be, bin ich zwar lei­der in der Ge­samt­wer­tung et­was nach hin­ten ge­rutscht, konn­te aber den zwei­ten Platz in der in­ter­nen deut­schen Wer­tung den­noch be­haup­ten.
Und end­lich ging es zur Sie­ger­eh­rung. Au­ßer­dem gab es noch ei­ne Tom­bo­la in der Prei­se (Surf­bret­ter, Shirts, Ta­schen, Uh­ren) ver­lost wur­den. Und me­ga cool mei­ne Se­gel­num­mer wur­de mit ge­zo­gen und ich ha­be bei der Tom­bo­la noch ei­ne tol­le Re­gatt­auhr ge­won­nen. Bei den Plat­zie­run­gen ha­be ich ei­nen pas­sa­blen 48 Platz von 131 U17 Seg­lern und Seg­le­rin­nen er­reicht und da­mit mei­ne ge­steck­ten Zie­le, mich in der ers­ten Hälf­te des Fel­des zu plat­zie­ren, ab­so­lut er­reicht.
Es war ei­ne wirk­lich sehr coo­le Er­fah­rung für mich und wer mich kennt weiß, dass es si­cher­lich nicht das letz­te Se­ge­levent sein wird, an dem ich mit­ge­macht ha­be. Denn nach dem Event ist vor dem Event und nach der Se­gel­sai­son ist vor der Se­gel­sai­son und wenn al­les klappt bin ich kom­men­des Jahr wie­der mit am Start, wenn es heißt Auf­bruch zur Segel-WM 2022 nach Frank­reich.

Mal­te Kreut­zer • Open Skiff GER 11964 • SVL

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26.07.2021 ∙ MDR SACHSENSPIEGEL ∙ MDR Fernsehen ∙ MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

 
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